Atemwissen: Mythos #2 - Ein tiefer Atemzug ist ein grosser Atemzug
- Jasmin Marti

- 22. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Kennst du folgende Situation: Du bist in einem (Yoga-)Kurs und die Leiterin sagt: “Jetzt nehmen wir gemeinsam einen tiefen Atemzug durch die Nase ein” und alle atmen einen gaaanz grossen Atemzug ein?
Ich selbst habe solche Situationen schon etliche Male erlebt. Daran ist grundsätzlich nichts problematisch, wenn das nur ab und zu so gemacht wird. Ein bewusster, grosser Atemzug kann sich gut anfühlen und gerade ein einer Gruppe kann es auch helfen, dass sich die Menschen miteinander verbunden fühlen. Aber: Ein tiefer Atemzug meint eigentlich etwas anderes!

Die Darstellung zeigt dir unser menschliches Zwerchfell. Es ist hinten an deiner Wirbelsäule befestigt und spannt sich zwischen deinen unteren Rippenbögen wie ein Tuch, trennt Brust- und Bauchraum voneinander ab. Das Zwerchfell ist unser Hauptatemmuskel. Wenn es sich gesund und frei bewegen kann, hat es einen Bewegungsspielraum von bis zu 7 cm (variiert natürlich je nach Mensch). Meist nutzen wir im Alltag diesen Spielraum jedoch nicht (bei den meisten Menschen findet bei einer alltäglichen Atmung nur eine Bewegung von 1-2 cm statt), was dazu führt, dass dieser Muskeln quasi verkümmert.
Warum ich dir das erzähle?
Ein tiefer Atemzug meint eigentlich ein Atemzug, bei welchem wir unser Zwerchfell miteinbeziehen. Wir nennen das auch eine Bauchzwerchfellatmung oder eine 360°-Atmung. Denn wenn wir einfach nur einen grossen Atemzug einatmen - also unseren Brustraum und den Bauch füllen und sich alles nach vorne bewegt - nutzen wir noch nicht zwingend unser Zwerchfell. Bei einer tiefen Bauchzwerchfellatmung nutzen wir den ganzen Bewegungsspielraum quasi aus, atmen also auch zur Seite und nach hinten - darum 360°-Atmung.
Was hat eine tiefe Bauchzwerchfellatmung für Vorteile?
Erhöht Sauerstoffaufnahme im Körper.
Trägt dazu bei, dass wir in die Entspannung bleiben/kommen, weil diese Atmung den parasympathischen Teil unseres Nervensystems stimuliert (Vagusnerv).
Massiert unsere Organe (v.a. Leber und Darm), das ist positiv für die Entgiftung und für eine bessere Verdauung.
Hat Einfluss auf unseren Abdominaldruck und wirkt sich somit auf unsere Haltung aus (weniger Schmerzen im unteren Rücken).
Hat Auswirkung auf unsere Lymphen/unsere Lymphflüssigkeit , denn die Bewegung des Zwerchfells hilft die Lymphflüssigkeit zum «pumpen», was positiv ist für unser Immunsystem und reinigend wirkt
Wie du also siehst, hat tiefes Atmen viele gesundheitliche Vorteile. Du möchtest es gleich einmal ausprobieren?
So kannst du eine tiefe 360°-Atmung üben:
Setz dich aufrecht und bequem hin.
Lege deine Hände an deine seitlichen unteren Rippenbögen und spüre zuerst einfach einmal in diesen Bereich hinein. Spürst du dort eine leichte Bewegung?
Wenn es sich für dich angenehm anfühlt, erhöhe sanft etwas den Druck deiner Hände und atme in diesen Druck hinein.
Stell dir, wenn du magst/kannst vor deinem inneren Auge einen Ballon vor. Dieser dehnt sich mit jeder Einatmung 360° zu allen Seiten aus. Du atmest nicht nur nach vorne in deinen Bauch, sondern auch zur Seite in deine Rippenbögen sowie nach hinten zu deiner Wirbelsäule.

Bauchzwerchfellatmung üben mit Händen als Feedback
Gerne lese ich von dir in den Kommentaren, wie das für dich funktioniert.
Wenn du merkst, du möchtest da tiefer eintauchen: Hier findest du Infos zu meinem Atemcoaching in Luzern oder online.
Happy breathing.
♡lich, Jasmin


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